11/01/2011

Erinnerung

- Ich stolpere die Treppe nach oben, ein Geruch von frischgebackenem Apfelkuchen steigt mir in die Nase. Ich öffne die Tür zur Küche meiner Großeltern, sofort bekomme ich einen Kuss auf die Backe und eine heiße Tasse Kakao in die Hand gedrückt. Mein Opa sitzt auf der Eckbank und macht Kreuzworträtsel und meine Oma steht am Herd und kocht "Wie immer. So wird es immer sein.", denke ich mir und quetsche mich zu meinem Opa auf die kürzere Seite der Eckbank, er lacht, streicht mir übers Haar und sagt: "Heute hab' ich wieder einen guten Witz in der Zeitung gelesen. - Zwei Insassen einer Irrenanstalt wollen Ausbrechen und planen über das Tor zu klettern, heimlich geht einer der beiden Nachts draußen spazieren.. betrübt kommt er zurück und erzählt: "Heute geh es nicht.. Das Tor ist offen." .." Ich lache aus vollem Herzen und suche die Zeitung heraus die er gemeint hat. Mein Opa nimmt sie mir aus der Hand und schneidet den Artikel aus und ich klebe ihn in mein "Witzebuch". Da war ich 8 und heute weiß ich nichtmal mehr ob dieses Buch noch existiert, aber jedesmal, wenn mich jemand nach einem Witz fragt, erzähle ich ihn und denke an dich. Ich werde dich nie vergessen Opi.

- Als meine Oma im Krankenhaus war kam mein Opa immer zu uns zum essen .. Es waren nur noch 2 Wochen bis zu meinem Geburtstag und er sagte mir: "Ich kann erst spät kommen, da ich noch zum Arzt muss.. Aber ich werde kommen.." - "Wenn du müde bist kannst du auch noch einen Tag später kommen Opa.", sage ich .. doch er sagt felsenfest überzeugt "Ich werde kommen, nur noch einmal dabei sein. Einfach da sein, einfach dabei sein.", murmelt er vor sich hin und tränen steigen in seine Augen und auch ich fange an zu weinen, wende mich ab und kümmere mich um seinen Kaffee. - Das war dann auch der letzte Geburtstag von mir vor deinem Tot, woher wusstest du, dass es der letzte sein wird? Tränen liefen mir übers Gesicht, als ich dies hier schrieb. Ich vermisse dich Opa, ich vermisse dich.

- Am selben Tag an dem mein Opa starb stand meine Mutter auf, ging in die Küche, machte einen Kaffe wie ihn mein Opa immer getrunken hat und stellte ihn auf seinen Platz und sagte: "Er wird wieder kommen." Als ich am Abend nach Hause kam wurde mir mitgeteilt, dass du wieder in der Psychatrie bist. Wieso Mama, wieso du?

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